Ist die Anwaltschaft bereit für die Zukunft oder auch „Future Ready“? Damit befasst sich die neue Studie des weltweiten Anbieters von Fachinformationen, Software und Services für Juristen, Wolters Kluwer. In quantitativen Interviews mit 751 Juristen in Kanzleien, Rechtsabteilungen und Rechtsdienstleistern aus den USA und Europa wurden die zukunftsweisenden Faktoren des Rechtswesens analysiert und die Transformation des Juristenberufs genau unter die Lupe genommen.
Auf einen Blick
- In der Studie wuden die Erkenntnisse von 751 Juristen aus Europa und den USA ausgewertet.
- Dabei wird klar: Der Anwaltsberuf ist so dynamisch, komplex und ungewiss wie nie zu vor.
- Gleichzeitig können neue und verbesserte Technologien die Arbeitsweisen und Mandantenbeziehungen nachhaltig optimieren.
- Die Auswertung der Befragung zeigt: Die meisten Juristen wissen mittlerweile um die zunehmende Bedeutung von neuen Technologien, viele straucheln aber immer noch bei der praktischen Umsetzung.
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Die zentralen Ergebnisse
Unbeständigkeit (volatility), Unsicherheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity) – kurz gesagt: VUCA, so lässt sich Umfeld beschreiben, in dem sich Juristen heutzutage zurechtfinden müssen. Die Studie zeigt: Der Druck auf Anwälte ist derzeit so hoch wie nie. Geschuldet ist dies vor allem dem enormen Wandel, in dem sich die Rechtsbranche befindet. Neue Technologien ermöglichen nicht nur neue Arbeitsmethoden, sondern erhöhen auch die Komplexität der Tätigkeit und sorgen für bis dato unbekannten Wettbewerb. Der vermehrte Einsatz sowie die Akzeptanz der neuen Technologien sind laut Studie Insbesondere der Pandemie geschuldet. Das kann zweifellos als eine positive Entwicklung erachtet werden, da ohne die technische Weiterentwicklung die Bewältigung der VUCA-Herausforderungen in Zukunft undenkbar erscheinen. Laut Future Ready Lawyer Studie erkennt die Mehrheit der Juristen zwar mittlerweile die Bedeutsamkeit von Legal Tech Tools an, gleichwohl sind viele noch nicht zureichend auf die digitale Transformation vorbereitet:
- 91 % der Rechtsabteilungen von Unternehmen gaben an, dass der umfassende Einsatz von Technologie in der Kanzlei wichtig sein wird.
- 63 % der Juristen erwarten, dass sie in den kommenden Jahren Mehrinvestitionen für juristische Software-Lösungen ausgeben müssen.
- 47 % aller Kanzleien halten „mangelndes technologisches Wissen, Verständnis oder Fähigkeiten“ für den Hauptgrund für Widerstand gegenüber neuen Technologien.
- Bei den bereits technologisch führenden Kanzleien zeichnet sich eine wirtschaftlich erfreuliche Entwicklung ab: Hier konnten 63 % ihre Rentabilität im letzten Jahr gegenüber sonstigen Kanzleien erhöhen.
Diese Trends zeichnen sich ab
Aufgrund des rasanten Wandels in der Rechtsbranche ist es wichtig die schnelllebigen Trends des Marktes im Auge zu behalten. „Future Ready“ für die Trends sind laut Befragung nur ein Drittel aller Juristen. Was sind also die führenden Trends? Hier stechen laut der Studie drei Schlüsselfaktoren heraus, deren Auswirkungen von 79 % aller Befragten als besonders bedeutsam eingestuft werden:
- Zunehmende Bedeutung von Legal Technology
- Bewältigung zunehmender Informationsmengen und Komplexität
- Erfüllung von neuen Mandantenerwartungen bzw. sich ändernder Unternehmensführung
Mit einem Anstieg um 7 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorjahresstudie ist der am stärksten wachsende Trend Eigenleistung (Insourcing) in den Rechtsabteilungen. Obwohl die Mehrheit aller Juristen sich den Auswirkungen der Entwicklungen bewusst ist, glauben hingegen lediglich 36 %, ihre Kanzlei bzw. Rechtsabteilung sei sehr gut mit dem nötigen Know-How ausgestattet.
Kanzleien im Umbruch
Die Veränderungen und Trends in der Rechtsbranche führen zwangsläufig zu einem Wandel in den Kanzleien. Die drei wichtigsten Bereiche in denen Kanzleien in den nächsten Jahren mit Veränderungen rechnen können sind die folgenden:
- Mehr Spezialisierung der von den Kanzleien angebotenen Rechtsdienstleistungen
- Engere Zusammenarbeit und mehr Transparenz zwischen Kanzleien und Mandanten
- Verstärkter Einsatz von Technologie zur Verbesserung der Produktivität
Darüber hinaus gibt eine Vielzahl der befragten Kanzleien an, es bestehe eine Veränderung darin, „wer“ die Arbeit leistet. So haben 81 % der Kanzleien in den letzten drei Jahren verstärkt auf den Einsatz von Drittanbietern gesetzt. Auch nicht-juristische Mitarbeiter, sowie Vertragspersonal und Self-Service durch Mandanten haben gegenüber den Vorjahren enorm an Bedeutung dazugewonnen.
Und wie sieht es in den befragten Kanzleien mit dem Einsatz und Investitionen in Technologien aus? Als wichtigste Technologien stellen sich Dokumentenmanagement, Cybersecurity- und Verschlüsselungs-Tools und Digitale Gerichtsverfahren heraus. Darüber hinaus gehen über 70 % der Befragten davon aus, dass transformative Technologien wie Big Data, Predictive Analytics oder Blockchain innerhalb der nächsten drei Jahre Auswirkungen auf ihre Abteilungen haben. Die Gründe dafür, dass Kanzleien noch nicht auf neue Technologien umstellen sind für lediglich 10 % finanzieller Natur. Dahingegen nennen bereits 43 % organisatorische Aspekte und 47 % erachten „Mangelndes technologisches Wissen, Verständnis oder Fähigkeiten“ als größten Brems-Faktor im Hinblick auf technologische Disruption.
Fazit
Die Auswertung der Studienergebnisse zeigt: Die Anwaltschaft befindet sich mitten in der Phase des Umbruchs. Die wachsende Dynamik und Komplexität des Anwaltsberufes fordern zwangsläufig ein Überdenken der herkömmlichen Arbeitsweisen. Der wachsenden Bedeutung von Legal Tech und der engeren Zusammenarbeit zwischen Anwalt und Mandant sind sich der Großteil der Befragten bewusst. Gleichwohl liegt die Problematik derzeit in der praktischen Umsetzung der digitalen Kanzleitransformation. Wir sind überzeugt, dass sich die Umbruchsstimmung weiter fortsetzt und sich ein positiver Trend in den nächsten Future Ready Lawyer Studien abzeichnen wird.