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Ende der billables durch AI?

„Aber… kann ich das bill’n?“ Ist wohl für Laien eine der seltsamsten und für Anwälte eine der normalsten Fragen während der Arbeit. Schlussendlich richtet sich hier die Arbeitsleistung nach der Art der Abrechnung. Und die Stundenabrechnung oder auch „billable hours“ sind fest etabliert in der Kanzleiwelt. Nur ganz ganz selten wird ein anderes Modell gewählt, auch wenn es an der Form der Abrechnung große Kritik gibt. Natürlich sind Juristen damit nicht allein, doch eine Abrechnung auf Stundenbasis ist hier im Vergleich zum Handwerker wohl noch intransparenter. Dennoch tut sich wenig in der Branche, um hier Veränderung zu schaffen – bis jetzt! Denn möglicherweise könnte durch Legal Tech in Form von KI neben der Disruption des Aufgabenfeldes der Anwälte sich sogar die heilige billable hour abgeschafft werden. Was steckt dran an diesem zugegebenem Blick in die Glaskugel und wäre das eigentlich gut oder schlecht für Anwälte?

1. Hintergrund

Billable Hours (abrechenbare Stunden) sind ein Abrechnungsmodell in der Rechts-, Beratungs- und anderen Dienstleistungsbranchen, bei dem die Arbeitszeit, die für einen bestimmten Mandanten oder ein bestimmtes Projekt aufgewendet wird, in Rechnung gestellt wird. Anwälte, etwa erfassen dabei, wie viel Zeit sie mit einzelnen Aufgaben verbringen, und berechnen diese Stunden basierend auf einem vereinbarten Stundensatz. Dies umfasst Tätigkeiten wie Gerichtsvorbereitungen, juristische Recherche, Vertragsentwürfe und Meetings oder Telefonate mit Mandanten.

2. Vorteile der Stundenabrechnung

Ein großer Vorteil der stundenbasierten Abrechnung ist, dass der Mandant am Ende nur für die wirklich benötigte Arbeit Geld zahlt. Wenn im vorhinein ein Festpreis für die Dienstleistung vereinbart würde (was in anderen Branchen nicht unüblich ist), so könnten sich am Ende Probleme in zwei Richtungen ergeben: Entweder hat die Arbeit gar nicht so lange gedauert wie gedacht und der Mandant zahlt zu viel oder aber es dauerte länger und die Kanzlei verliert Geld. Gerade bei juristischen Tätigkeiten ist es dabei oftmals sehr schwer, vorher den genauen Zeitrahmen einzuschätzen.

Ein weiterer Vorteil liegt in dem produktivitätsorientierten Messen der Geld-Leistung eines jeden Mitarbeiters innerhalb der Kanzlei. So werden etwa Beförderungen oder Boni vergeben je nach gebillten Stunden im vergangenen Jahr.

3. Nachteile der Stundenabrechnung

Doch das Modell birgt auch einigen Grund zur Unzufriedenheit auf beiden Seiten:

  • Fehlende Effizienz: Da Zeit direkt vergütet wird, besteht kein starker Anreiz, Arbeitsabläufe zu optimieren oder besonders schnell zu arbeiten. Im Gegenteil: Wenn die Nachfrage gerade niedrig ist lohnt es sich sogar, sich extra viel Zeit pro Mandat zu lassen.
  • Unzufriedenheit bei Mandanten: Viele Mandanten empfinden das Modell als undurchsichtig und teuer, insbesondere wenn die Arbeitsergebnisse im Verhältnis zur berechneten Zeit stehen. Sie fühlen sich vor allem hilflos, da sie nicht einschätzen können, ob sie gerade über den Tisch gezogen werden.
  • Produktivitätsdruck: Anwälte stehen unter Druck, möglichst viele Stunden zu erfassen, was zu Überarbeitung führen kann. Vor allem aber wird der Fokus weg von Qualität und hin zu Quantität gelenkt, wenn die billable hour stets im Vordergrund steht.

4. Die Rolle von Legal Tech

Doch warum sollte ein verstärkter Einsatz von Legal Tech hieran etwas ändern? Ein Beispiel ist hier die Kündigungsschutzklage oder Whistleblowing: Kanzleien setzen statt auf traditionelle Beratung vermehrt auf Legal-Tech-Tools auf ihrer Website, bei denen sich der Mandant selbst durch einige Fragen klickt und seine Antwort bekommt. Dies geschieht nicht nach Stunde, sondern mit Festpreis und ist somit skalierbar. Hieran zeigt sich, dass mit der Einführung von KI-basierten Technologien das stundenbasierte Abrechnungsmodell zunehmend in Frage gestellt wird, gerade wenn die Effizienz steigt und die reingesteckte Arbeit nur noch ein Fragment von früheren Stunden ist. Alternativen wie pauschale Gebühren oder erfolgsbasierte Vergütungsmodelle gewinnen so an Bedeutung.

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5. Realistischer Ausblick

Dennoch wird dies einige Zeit dauern. Und auch in vielen Jahren wird die billable hour nicht komplett verschwunden sein. Weiterhin ist sie wichtig für bestimmte Aufgaben: Tätigkeiten, die schwer automatisierbar sind, wie komplexe Verhandlungen oder hochspezialisierte Beratungen, könnten weiterhin stundenbasiert abgerechnet werden.

Sie fungiert aber eher als Ergänzung zu Pauschalen: Standardisierte Dienstleistungen wie Vertragsprüfungen oder Compliance-Checks könnten verstärkt durch Pauschalen oder Abonnements abgedeckt werden. Für Anwälte ändert sich hiermit das gesamte System, auf dem ihre Arbeitswelt aufgebaut ist. Wer sich da noch vor Kanzleisoftware fürchtet könnte schnell den Anschluss verlieren.

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