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Legal Tech Prognosen für 2025

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren zahlreiche Branchen grundlegend verändert – und auch der Rechtsmarkt bildet dabei keine Ausnahme. Legal Tech, also der Einsatz von Technologie zur Unterstützung juristischer Dienstleistungen, entwickelt sich rasant weiter. Automatisierte Vertragsprüfungen, intelligente Dokumentenerstellung und digitale Rechtsberatungen sind längst keine Zukunftsvisionen mehr, sondern Realität.

Doch was erwartet uns im Jahr 2025? Welche technologischen Trends und Innovationen werden die Rechtsbranche weiter prägen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Prognosen für Legal Tech im kommenden Jahr und zeigen auf, welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind.

1. Der Einfluss des künftigen Präsidenten Donald Trump

Der derzeitige Vorreiter in technologischer (KI-)Entwicklung sind die USA. Auch China und andere Länder sind auf einem sehr fortschrittlichen Weg, doch noch immer bestimmt die Entwicklung der USA mit all den großen Tech-Firmen die weltweite Entwicklung in Sachen Technologie. Und so lohnt sich durchaus ein Blick in das Land, was so kurz vor seinem Machtwechsel jedoch sehr schwer einzuschätzen ist. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der neue Präsident Trump in seiner Gesetzgebung einen sehr viel liberaleren Ton anschlagen wird. So dürfte etwa Präsident Biden’s Executive Order on AI (E.O. 14110) von ihm verworfen werden, aber auch „President Trump’s appointment of David Sacks as “White House AI & Crypto Czar” also portends a free market approach to AI in the coming year“, so etwa Oliver Roberts von NLR.

2. Gar keine Regulierung mehr?

Allerdings heißt diese Entwicklung auf Bundesebene nicht unbedingt, dass damit jegliche Möglichkeit der Regulierung wegfällt. Vielmehr wird auf Ebene der bundesstaatlichen Gesetzgebung dafür sehr viel mehr Regelwerk aufgesetzt werden. Erste Zeichen hierfür sind zum Beispiel, dass mehr als 75% der Bundesstaaten hierfür bereits 2024 AI Kommissionen eingesetzt haben. Am Gesetzentwurf des Texas Responsible AI Governance Act (“TRAIGA”) lässt sich dabei sehen, dass überraschenderweise das Kernelement des European AI Act übernommen wird. Diese durchaus harsche Regulierung wird es aber vielleicht unter dem republikanischem Einfluss dann doch nicht bis zur Verabschiedung schaffen. Die USA als unternehmensorientierte sehr freie Marktwirtschaft werden mit ihrem Ansatz jedoch in 2025 auf jeden Fall, ob streng oder wie zu erwarten liberal, für Schlagzeilen sorgen und das KI-Klima weltweit beeinflussen.

3. Wachsende Sorge

Gerade bei einer schwach ausgeprägten Regulierung wird sich ein Trend aus 2024 im nächsten Jahr noch verstärken: Die steigende Sorge vor dem Aufstand der Maschinen. Zwar ist das überspitzt formuliert, doch am Ende ist es gerade die Angst vor einer übermächtigen KI, die Menschen beim Gedanken an AGI, Quantencomputer und – eben auch – Legal Tech mit KI haben. Und dies wird ein Entscheidungsjahr hinsichtlich der näheren Zukunft in Deutschland sein. Die ersten praxisreifen KI-Modelle für Gerichte werden durch die Medien geistern und dann kommt es darauf an, wie die Bevölkerung reagiert. Ist sie von Angst erfüllt so wird dies einen Dämpfer für den Schritt von der technologischen Theorie in die Praxis bedeuten. Es wird eine große Aufklärungsarbeit zu leisten sein, gepaart mit einem sicheren gesetzlichen Rahmen, um die Vorteile von Technologie sinnbringend ausschöpfen zu können.

4. Endlich mal nicht mehr Thema „KI“?

Doch Legal Tech ist doch weitaus mehr als KI! Man mag es zwar in den letzten 2 Jahren seit ChatGPT vergessen haben, aber Digitalisierung der Justiz fängt sehr viel kleiner an als Robo-Richter. Im Angesicht der dystopischen Grundeinstellung zu KI in der Rechtsbranche ist es womöglich das Jahr der Chancen für all die Legal-Tech-Tools, die sehr viel niedriger ansetzen. Kanzleisoftware, Vertragsmanagement und E-Discovery könnten so als Einsteigertechnik glänzen und ein kleines Revival feiern. Denn selbst wenn das Thema KI endlich etwas von seinem Hype verliert – Legal Tech hingegen an sich ist längst mehr als das. Die Verbreitung wird abermals zunehmen und damit auch die Akzeptanz unter Juristen. Eine jüngere, technikvertraute Generation wird mehr zu entscheiden haben und die ersten Papierkanzleien werden erkennen, dass sie ganz ohne digitale Helferlein nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

5. Kontraintuitive Entwicklung

Eine sehr spannende Prognose kommt für 2025 von Bridget McCormack | CEO and President, American Arbitration Association: „Despite AI’s growth, lawyers will find themselves busier than ever. Like WebMD which led to an increase in doctor visits, GenAI tools like EvenUp are already leading to an increase in claims filed.“ in: What to Expect in 2025: AI Legal Tech and Regulation (65 Expert Predictions) by: Oliver Roberts of The National Law Review’s Guest Contributors – NLR. Tatsächlich ist es gut möglich, dass erst durch den niedrigschwelligen Zugang zu Rechtsschutz per App oder KI oder gar direkt ChatGPT, viele Menschen sich erstmals trauen, sich an einen Anwalt zu wenden. So würde sich Automatisierung und Mandatsanstieg insgesamt vielleicht ausgleichen, sodass gleich viel Arbeit bleibt, jedoch viel schneller erledigt wird und so mehr Geld bringt.

6. Einen Schritt zurück

Und ja, 2025 wird vielleicht auch beinhalten, mal einen Schritt zurück zu gehen. Nicht in einem entwicklungstechnischen Sinne (Fortschritt ist unaufhaltbar, so heißt es ja so schön bedrohlich), sondern im Sinne von Innehalten und zur Ruhe kommen. Nach all dem Hype, ChatGPT-Schlagzeilen und Weltuntergangsprophezeiungen sollten wir 2025 mal einen Blick für das große Ganze bekommen und aus einem Panik-Modus in eine schön juristische Analyse treten. Was ist es denn eigentlich, was mich davon abhält, meine Akten digital zu erfassen? Es würde mir doch viel Zeit sparen. Und es ist nie zu spät, seine festgefahrene Abwehrhaltung aufzugeben und zumindest testweise sich den modernen Möglichkeiten gedanklich zu öffnen.

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