
6,1 Millionen Euro Risikokapital hat das deutsche Legal Tech Start-up Legal OS in einer von Google angeführten Finanzierungsrunde eingesammelt [1]. Weltweit haben Kapitalgeber im Jahr 2021 mehr als 1 Milliarde US-Dollar in Legal Tech Unternehmen investiert. Bedeutet das die wachsende Branche befindet sich gerade auf ihrem Höhepunkt oder steht der eigentliche Investment „Boom“ noch in den Startlöchern?
Auf einen Blick
- Legal Techs: So bezeichnet man Start-ups, die in der Legal Tech Branche tätig sind.
- Zu den bekanntesten deutschen Legal Techs zählen Flightright (ein Anbieter für Schadensersatzerstattung bei Flugausfall oder Flugverspätung) Bryter (ein KI-Unternehmen zur Automatisierung juristischer Abläufe) oder geblitzt.de (ein Start-up zur automatisierten Abwicklung von Bußgeldbescheiden)
- Das Jahr 2021 setzt mit über einer Milliarde US-Dollar investiertem Risikokapital neue Maßstäbe in der Legal Tech Szene
- Auch deutsche Start-ups profitieren von der steigenden Bereitschaft der Investoren, Legal Tech Unternehmen finanziell zu unterstützen.
Was macht eigentlich Legal OS?
Das in Berlin gegründete und von Lilian Breidenbach, Charlotte Kufus und Jacob Jones geführte Start-up Legal OS befasst sich mit der automatisierten Vertragserstellung mit Hilfe künstlicher Intelligenz. Die Dokumentenerstellung erfolgt dabei mit dem sogenannten No-Code Verfahren. Das führt dazu, dass jeder Anwender per Frage-Antwort-System ein individuelles Dokument kreieren kann. Die Software sammelt die Informationen und wird durch die Datenerfassung immer nützlicher, je häufiger sie verwendet wird. In Zukunft soll das nicht nur zur Entlastung für Kunden aus dem Rechtsbereich führen. Auch für Nichtjuristen soll mittelfristig die Anwendung der Software möglich sein. Das eingesammelte Kapital will das 25-köpfige Unternehmen in erster Linie für die Expansion auf den US-Amerikanischen Markt nutzen.
Legal Techs weltweit
Weltweit wurde in der Legal Tech Branche im Jahr 2021 mehr als eine Milliarde US-Dollar investiert [2]. Damit wurde sogar das Rekordjahr 2019 getoppt, in dem Legal Tech Unternehmen bereits an der Milliarden-Dollar-Marke gekratzt haben. Trotz rückläufiger Zahlen im Jahr 2020 ist die Corona-Pandemie zweifellos der Katalysator für das Allzeithoch im Jahr 2021 gewesen. Durch geschlossene Büros sowie digitalisierte juristische Dokumente und Prozesse ist die Akzeptanz für die neuen Technologien innerhalb der Rechtsbranche sprunghaft gestiegen. Ohne große Überraschung handelt es sich bei den Vorantreibern der wachsenden Branche um US-Amerikanische Unternehmen. So haben beispielsweise die in San Francisco ansässigen Start-ups Checkr und Rocket Lawyer jeweils über 200 Millionen Dollar in Risikorunden eingenommen und gehören damit zur Speerspitze der Start-up Szene.
Einordnung und Prognose
Obwohl das Investitionsvolumen in vergleichbaren Branchen wie z.B. bei Fintech-Unternehmen[3] um ein Vielfaches höher liegt (im Jahr 2021 über 100 Milliarde US-Dollar) lassen die wachsenden Zahlen der Risikokapitalinvestments einen klaren Aufwärtstrend erkennen. Die einst als hyper-traditionell und Innovationsscheu angesehene Rechtsbranche befindet sich im Wandel. Im Angesicht der Disruption erkennen Investoren, dass sich Legal Techs nicht mehr unter dem Radar bewegen, sondern einen lukrativen Zukunftsmarkt mit sich bringen. Der Zenit ist jedoch noch lange nicht in Sicht und ein Blick zu Fintech Giganten wie PayPal (dessen Umsatz im Jahr 2021 über 25 Milliarden Dollar Betrug)[4] zeigt: Für einen echten „Boom“ bleibt in der, in den Startlöchern stehenden, Legal Tech Branche noch viel Raum.
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[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/513368/umfrage/umsatz-von-paypal-weltweit/
[2]Fintech (die Zusammensetzung aus „Financial Services“ und „Technology“) umfasst Unternehmen, die mithilfe technologiebasierter Systeme Finanzdienstleistungen anbieten.
[3] https://news.crunchbase.com/news/legal-tech-venture-investment/