Geld sparen bei gleicher Leistung und Qualität? Das ist der Traum für wohl jedes wirtschaftlich denkendes Unternehmen. Geld sparen durch KI? Hier sind hingegen viele (gerade Kanzleien) eher skeptisch, halten es für ein Märchen oder beschäftigen sich gleich gar nicht damit. Deswegen nun ein konkretes Anwendungsbeispiel, das besonders für Kanzleien relevant ist: Laut einem Bericht von Heise über den AI Summit von Bitkom hat dort Bosch vorgestellt, in welchen Bereichen KI überall zum jetzigen Zeitpunkt bereits zum Einsatz kommt, welche konkreten Aufgaben übernommen werden und welche Ausgaben das genau spart. Gleichzeitig wird dabei an Datenschutz und die Fütterung von KI mit sensiblen Daten gedacht – ein Vorbild für deutsche Kanzleien? Wir ordnen ein!
1. Worum es geht
Der Artikel von Heise beschreibt, wie der Abteilungsleiter Andreas Nauerz von Bosch auf dem AI Summit von Bitkom einen wertvollen Einblick in den Stand der Dinge bzgl. KI bei einem so großen Unternehmen gibt. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Bosch auf eine Vielzahl an Anbietern setzt – etwa Meta (LLaMA), OpenAI (GPT), Microsoft (Copilot), Amazon (AWS) und Google.
Durch sie spart Bosch in mehreren Bereichen große zweistellige Millionenbeträge, aber dazu später mehr. Natürlich verwendet Bosch aber nicht all diese Systeme gleichzeitig, viele wurden lediglich ausprobiert. Spannend ist hier, dass heutzutage schon ein richtiger Wettkampf zwischen den KI-Systemen besteht: Bosch lies die Anbieter etwa ähnliche Aufgaben erfüllen und testete so, welches System am besten die Anforderungen an Qualität, Tempo und anderen Kriterien erfüllte. Vor wenigen Jahren war die Frage noch aus das „ob“ eines KI-Einsatzes bezogen – heute geht es vielerorts nur noch um das „wie“ bzw. um die Auswahl der nun aus dem Boden sprießenden Anbietern.
2. Wo und wie spart die KI allgemein Geld?
Beim Einsatz von KI geht es stehts um das Prinzip der Zeitersparnis. KI kann (außer in wenigen Fällen) nichts, was nicht auch ein Mensch könnte. Dennoch lohnt sie sich vielerorts, weil sie um ein Vielfaches schneller agieren kann und das pausenlos Tag und Nacht. Natürlich hat KI auch Anschaffungskosten und teils auch Wartungskosten. Doch einmal eingearbeitet (je nach Branche gibt es hier aber auch schon extra zugeschnittene Modelle, etwa für Kanzleien) entfallen Lohnkosten für meist mehrere Arbeitnehmer zugleich.
Der Einsatzort von KI hängt dabei jeweils von der zu verrichtenden Arbeit ab. KI kann generativ arbeiten, also Produkte bzw. Texte erstellen, aber auch Antworten liefern, Dinge sortieren oder smarte Verknüpfungen herstellen. Im juristischen Kontext geht es dabei meist um Rechtsfragen bzw. ihre Antworten. Diese sind, wie jeder Jurist weiß, nicht einfach per Suchmaschine zu erhalten sondern erfordern tiefergehendes Wissen und die Recherche in gesonderten Datenbänken.
3. Sparen bei Programmierern – auch für Anwälte
Nun zu den konkreten Zahlen: Zunächst spart Bosch nach eigenen Angaben 20 % an Programmierer-Kosten, indem es GitHub Copilot einsetzt. Etwa 10 % der Programmierer benutzten demnach die KI, was nicht nach viel klingt, aber trotzdem die beachtliche Summe von 4.000.000 Zeilen Code hervorgebracht hat (Kostenersparnis knapp 40 Millionen Euro pro Jahr!). Hier muss man sich nur vorstellen, wie viel Geld bei einem Einsatz nur 50 % gespart würde.
Nun schreitet zwar auch die Digitalisierung im Rechtswesen voran, doch Anwälte haben mit echtem Code doch noch sehr wenig zu tun. Doch gerade hier ist KI dann eben doch sinnvoll: Ein Anwalt hat zwar von Informatik keine Ahnung, möchte und muss aber in der heutigen zeit dennoch auf digitale Angebote setzen. Hier kommen Low- oder No-Code-Anwendungen zum Zug, die dank KI aus natürlicher Sprache („Baue mir eine Website, in der meine Mandanten selbst ihre persönlichen Daten eintragen und je nach Rechtsfrage ein Ticket erstellen können!“) Code produzieren, den dann auch der Programmier-Laie problemlos nutzen kann.
4. Sparen per Chatbot – gerade für Kanzleien
Bosch setzt KI zudem in der Kundenbetreuung ein. Hierzu wurde der AskBosch-Chatbot entwickelt, der unter anderem Kundenanliegen betreuen kann. Allein in diesem Bereich spart Bosch daher 84 Millionen Euro pro Jahr! Unvorstellbar? Nein, eine ganz einfache Rechnung: Telefonbetreuung ist eine der teuersten Angelegenheiten eines jeden Kundenservices. Die Kosten schwanken allgemein oft zwischen 5 und 10 Euro pro Kundentelefonat. Durch AskBosch werden 1.000.000 Anrufe im Monat gespart, also das zwölffache im Jahr.
Selbstverständlich sind diese großen Zahlen der Dimension des Unternehmens geschuldet. Eine mittelständische Kanzlei hat natürlich weitaus weniger Anrufe, die sie im Monat betreuen muss. Doch dafür kosten Anrufe einen Anwalt auch sehr viel mehr. Vor allem in kleinen Kanzleien raubt die Mandatsbetreuung oftmals viel Zeit. Ein Chatbot, der allgemeine Fragen beantwortet, kann hier viel Zeit sparen. Etwa können Mandanten so selbst ihre Daten angeben, Dokumente hochladen, nach dem Stand der Dinge fragen und Auskunft über die nächsten Schritte erhalten, sowie regelmäßige Updates. Wenn das Telefon der Kanzlei weniger klingelt bleibt mehr Zeit für konzentrierte Arbeit am eigentlichen Mandat.
5. Fazit und Datenschutz mit Aleph Alpha
Und genau dieses Abnehmen von generellen Verwaltungsaufgaben ist es doch, was Legal Tech stets meint. Der öffentliche Diskurs ist viel zu oft dominiert von Verfassungsfragen darüber, ob denn eine KI unser Richter sein kann. Doch darum geht es nicht, wenn gesagt wird, dass Kanzleien am Zahn der Zeit bleiben sollten und offenherzig den technologischen Helferlein gegenüber treten sollten.
So kann etwa auch AskBosch noch mehr als Kundenbetreuung: Auch die Rechtsabteilungen bedienen sich der KI um Fragen zu beantworten oder Einblicke in das interne Management und die Knowledge-Verwaltung zu bekommen. Statt einen bezahlten Bediensteten kann hierfür nun in sekundenschnelle die KI gefragt werden. Und das mit Datenschutz! Natürlich möchte Bosch seine sensiblen internen daten und sein Wissen nicht unbedingt auch undurchsichtigen amerikanischen Servern lagern. Dafür kooperiert Bosch mit dem deutschen Start Up Aleph Alpha – ein Beispiel für wichtige Datensicherheit gerade in der Rechtsbranche.
Hier ist nun tatsächlich Schluss mit der Übertragbarkeit auf Kanzleien, zumindest ausgenommen Großkanzleien. Denn bis KI so verlässlich auf Rechtsfragen antworten kann, dass der Anwalt eine enorme Zeitersparnis erfährt, dauert es noch (vielleicht aber auch nur ein paar Jahre). Doch wie gesagt, darum geht es nicht. Legal Tech möchte durch Unterstützung bei einfachen Aufgaben Zeit sparen – ob per KI oder sonst wie. Natürlich ist der Sprung zum Thema KI ein sehr großer und für den Einstieg sollte sich etwa zuerst an einer Anwaltssoftware orientiert werden. Entscheidend ist aber dieser erste Schritt – und Bosch macht ihn vor: Zukunftsorientiert und gleichzeitig sicher.